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Für viele Liebhaber ist es das schönste Auto der Welt: Der Mercedes-Benz SL der Baureihe W 113, besser unter dem Spitznamen „Pagode“ bekannt. Diesen verdankt das Cabriolet dem Hardtop, das über eine nach innen gewölbte Form verfügt. Bis heute sorgt der Zweisitzer für Aufsehen. Obwohl das Fahrzeug nicht zu den seltenen Oldtimern gehört, werden stolze Preise für das Objekt bezahlt. Ein kleiner Einblick in Geschichte und populäre Luxus-Varianten.
Die Geschichte der Pagode
Auf dem Genfer Auto-Salon 1963 wurde der W 113 erstmals präsentiert. Jedoch gab es zuvor andere Modelle der SL-Klasse, die den Grundstein für den W 113 legten, der sich nicht zuletzt wegen des kreativen Entwurfs von Automobildesigner Paul Bracq gut verkaufte. Ohne den Mercedes-Benz SL, der 1952 im Frühjahr auf der Rennstrecke sein Debüt feierte, wäre es zur kultverdächtigen Pagode wohl nie gekommen. Zwei Jahre später präsentierte Mercedes-Benz die beiden Fahrzeuge 300 SL und 190 SL auf der International Motor Sports Show in New York. Während der 300 SL als Flügeltürer und wahrer Gran Turismo für Aufsehen sorgte und später unter dem Spitznamen Gullwing die Runde machte, wurde der 190 SL mit kleinerer Motorisierung wegen seiner schicken Optik geschätzt. Die zweite SL-Generation erblickte dann 1963 das Licht der Welt und wurde bald unter dem Namen Pagode gefeiert. Dazu gehören die folgenden Versionen:
• 230 SL: gebaut von 1963 bis 1967
• 250 SL: 1967
• 280 SL: gebaut von 1968 bis 1971
Insgesamt wurden knapp 50.000 Pagoden gebaut und in die ganze Welt verkauft. In den USA besonders beliebt, war später das sportliche Modell 230 SL. Es wurde auf Wunsch mit Handschaltung oder Automatik geliefert, in drei Karosserie-Varianten gebaut und mit geschlossenem Verdeck sowie in der Coupé-Version mit Hardtop verfügbar gemacht. In damaligen Berichten wurde der 230 SL als Mittelding zwischen 190 SL und 300 SL beschrieben. Das Auto verfügte über eine hervorragende Straßenlage, obwohl seine Bauweise einer luxuriösen Limousine glich. Der Sportwagen verfügte damals als einziges Auto über eine Sicherheitskarosserie mit Knautschzone und steifer Fahrgastzelle. Clint Allen vom Mercedes-Benz Classic Center beschreibt die Vorzüge des Liebhaberstücks im Präsentationsfilm.
Heutige Bestände und Preise
Interessant an der Geschichte der Pagode ist, dass sich nach Produktionsende 1971 über 50 Prozent der Fahrzeuge außerhalb von Deutschland befanden. Der Großteil der Fahrzeuge fand den Weg in die USA. Anfang 2012 wurden innerhalb Deutschland rund 4.200 Exemplare gezählt. Allerdings sind in dieser Summe nur diejenigen Fahrzeuge enthalten, die zugelassen sind. Die tatsächliche Anzahl dürfte höher liegen, weil viele Pagoden abgemeldet in irgendwelchen Garagen und Sammlungen stehen. Unter Fans ist das Auto bis heute beliebt und dank gut verfügbarer Teile lässt es sich sehr gut restaurieren. Wer eine Pagode sein Eigen nennen möchte, muss sich auf enorme Preisschwankungen auf dem Markt einstellen. Auf dem internationalen Online-Marktplatz für Fahrzeug-Klassiker classic-trader.com, wo unter anderem Pagoden zum Verkauf stehen, wird das Preissegment der Mercedes-Benz SL-Klasse W113 verdeutlicht: „Der heutige Kaufpreis steigt oder sinkt je nach Restaurierungszustand und Originalität im Detail. Ein 230 SL Modell kostet heute im guten Zustand circa 30.000€. Ein 250 SL Modell liegt ungefähr in der gleichen Preisklasse. Das teuerste Modell, ein 280 SL, kann heute für circa 40.000€ – 50.000€ erworben werden.“
Aufgrund des hohen Exports in die USA kam es zu einem extremen Re-Import-Boom im europäischen Raum. Daniel Krzykowski, der in einem Classic Center in Oldenburg Mercedes Fahrzeuge verkauft, macht jedoch klar: „Mittlerweile aber sind wirklich gute SL Pagoden in Amerika so teuer, dass US-Sammler schon wieder anfangen, Autos in Europa zu kaufen.“ Wer auf dem deutschen Markt fündig werden will, muss Geduld mitbringen. Die passende Pagode zu finden, gleicht nicht selten einer Herausforderung. Vor allem wenn Preise eine Rolle spielen. Für eine fertig restaurierte Pagode zahlen wohlhabende Kunden ohne weiteres 250.000 Euro und mehr. Stehen seltene Farbkombinationen auf der Wunschliste, ist ebenfalls mit hohen Summen zu rechnen. Generell ist vor dem Kauf die Beratung durch einen Fachmann und Pagoden-Kenner empfehlenswert, um keine überteuerten Fahrzeuge zu kaufen und attraktive Schnäppchen zu erkennen.