Elvis‘ BMW 507 neu restauriert
Anlässlich der Klassiker-Show in Kalifornien präsentiert BMW den einzigartigen BMW 507 des King of Rock der Öffentlichkeit. Elvis fuhr den BMW 507 einst während seiner Dienstzeit in Deutschland beim Militär, danach verloren sich jedoch die Spuren des Oldtimers. Nun ist er zurück auf der großen Bühne und zeigt sich nach fast zweijährigen aufwändigen Restaurationsarbeiten von seiner allerschönsten Seite. Am 21. August darf man beim prestigeträchtigen Concours d’Elegance in Pebble Beach, Kalifornien den 507er – Fahrgestellnummer 70079 – genau so bewundern wie er seinerzeit das erste Mal von Elvis Presley am 20. Dezember 1958 entgegengenommen wurde. Damals wie heute erstrahlt er in Federweiß, mit schwarz-weißem Innendesign, einem 150 PS starken V8-Aluminium-Motor, Zentralverschluss-Felgen und dem kultigen Becker Mexico Radio.
Neben der popkulturellen Bedeutung für die Gesellschaft stellte der neu restaurierte BMW 507 aber auch ein bedeutendes Großprojekt für BMW dar. Der Zahn der Zeit hatte intensiv in Form von Rost an dem einstigen Prachtstück genagt und viele Teile wie Motor, Getriebe, Armaturenbrett und Hinterachse fehlten entweder oder wurden durch Ersatzteile von Drittanbietern ersetzt. So blieb von dem 507er vor allem ein Chassis und das Lebenswerk von Elvis Presley, dem King of Rock, als hinreichendes Argument um das ganze Team in Begeisterung zu versetzen und das Ziel einer meisterhaften Komplettrestaurierung ins Auge zu fassen.
In schweißtreibender Arbeit und mit Hilfe einiger externer Experten gelang es nun der BMW Group Classic den BMW 507 nicht nur wieder in Gang zu setzen, sondern das Produkt vergangener Zeiten wieder so zum Leben zu bringen, als wäre es nie fort gewesen. Zum Abschluss dieser Restaurierung darf das Automobil auf eine gut 60-jährige Lebensgeschichte zurückblicken, die beinahe genau so sehr von Rock n‘ Roll geprägt ist wie das, ihres einstigen Besitzers:
Der BMW 507 ging 1955 in Produktion und wurde in den folgenden vier Jahren bis 1959 lediglich 254 Mal gefertigt. Damit gehört er auch so bereits zu den begehrtesten und seltensten Fahrzeugen aus der traditionsreichen BMW-Firmengeschichte. Die Pressereaktionen zu dem Modell waren direkt zu Beginn voll des Ruhmes, so wurde der BMW 507, gestaltet von Albrecht Graf Goertz, zum „Traum von der Isar“ gekürt und fand sich in den Garagen von Berühmtheiten wie Alain Delon, John Surtees und Ursula Andress wieder. Das mit Abstand berühmteste Modell jedoch trug eben die Fahrgestellnummer 70079 und diente Elvis Presley höchstpersönlich als Gefährt.
Für die nächsten fünf Dekaden war sein Aufenthaltsort unbekannt und es rankten sich Kontroversen um die wahre Geschichte des Fahrzeuges. Ob der BMW jemals vom „King“ in die Vereinigten Staaten überführt wurde, war ebenso unklar wie die Fahrgestellnummer des Wagens und wer ihn später fuhr. Die Experten der BMW Group Classic Archivs und die US-Journalistin Jackie Jouret vom „Bimmer“-Magazin machten sich gemeinsam auf eine Entdeckungsreise durch die 50-jährige Geschichte des BMW 507 und identifizierten das Fahrzeug, das nicht nur Elvis Presley, sondern bereits davor auch dem Rennfahrer Hans Stuck treu gedient hatte.
Was für den BMW 507 auf Elvis Presley folgte, war eine aufregende Zeit, in der die Neulackierung in Rot mit Abstand die kleinste Modifikation sein sollte. Nachdem das ikonische Fahrzeug in den USA den Besitzer wechselte, kam der Wandel: Zunächst ließ der Radiomoderator Tommy Charles einen Chevrolet-Motor einsetzen, wobei es notwendig wurde Teile des Rahmenträgers herauszuschneiden, um Platz für den Rennantrieb zu schaffen. Passend dazu wurden auch Getriebe und Hinterachse ausgetauscht und die Instrumente im Cockpit an die Bedürfnisse eines Rennfahrers angepasst. Immerhin gelang es Charles so, ein Rennen in Daytona Beach zu gewinnen und bei mehreren weiteren Rennen anzutreten, bevor der BMW schlussendlich im Jahre 1963 erneut den Besitzer wechseln sollte.
Fünf Jahre und zwei weitere Besitzerwechsel später gelangte der BMW 507 jedoch in die Hände des Raumfahrt-Ingenieurs Jack Castor, welcher nach wenigen Fahrten im Alltag den BMW für eine künftige Restauration einlagerte. Castor, ein engagierter Oldtimer-Liebhaber, trug liebevoll Informationen und Fakten zu seinem BMW zusammen und stieß so im Laufe seiner Nachforschungen viele Jahre später auf einen Artikel im „Bimmer“-Magazin. Ab diesem Zeitpunkt schloss sich allmählich der Kreis und eine Übergabe des 507 an die BMW Group Classic zu Restaurierungszwecken wurde vereinbart. Im Frühjahr 2014 dann machte sich eine Expertengruppe daran, den BMW wieder mit den bereits von Castor zusammengetragenen Einzelteilen zu bestücken und ihn auch nach den Vorstellungen Castors in einen authentischen Originalzustand zu versetzen.
Nachdem der BMW zunächst im Laufe einer ganzen Woche zerlegt wurde, musste die Aluminiumkarosserie von der Bodengruppe getrennt werden, um die Originalsubstanz bei den weiteren Arbeiten bewahren zu können. Nach dem Entfernen des Fahrwerks und mangelhaft erhaltenen Interieurs wurden die beiden Teile dann separat in Säure beziehungsweise Lauge entlackt und mit neu gefertigten Komponenten wieder bestückt. Während viele Bauteile nach den alten Prinzipien nachgebaut werden konnten, kamen zum Beispiel bei den Fensterkurbeln und Türöffnern modernste 3D-Druckverfahren zum Einsatz. Als Nebeneffekt der Restaurierung des Prestigemodells wurde auch gleich eine ganze Kleinserie an Dichtgummis für das Tankdeck gestartet, was alle anderen Besitzer eines historischen BMW 507 durchaus erfreuen dürfte.
Das 3,2 Liter V8-Triebwerk wurde nach Originalspezifikationen wieder zusammengebaut, wobei eine Mischung aus Originalkomponenten und Neuteilen zum Einsatz kommen musste, da viele Teile nicht mehr benutzbar oder vorhanden waren. Diesem Umstand ist leider geschuldet, dass das Triebwerk keine Motornummer mehr trägt. Auch der gewaltsam modifizierte Rahmenträger musste nachgefertigt werden. Dennoch entsprechen alle Teile aber, wie zum Beispiel die Holznagelleiste zur Verdeckbefestigung, ganz dem Stil und den Mitteln der 50er-Jahre. Sogar bei der Lackierung wurde auf Methoden gesetzt, wie sie Mitte des vergangenen Jahrhunderts im Einsatz waren.
Nach turbulenten sechs Jahrzehnten ist der BMW 507 des „King of Rock“ nun also wieder am Leben und zurück im Rampenlicht. Alleine weil das Modell so selten und ästhetisch ist handelt es sich bei dem restaurierten BMW um ein Highlight. Als Vermächtnis von Elvis Presley als G.I. aber, noch früh in seiner einzigartigen Karriere, ist das Auto nichts geringeres als eine absolute Sensation. So lohnt es sich schon alleine für den BMW 507, noch schnell einen Flug nach Kalifornien zu buchen.